Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks - BRSO
Norbert Dausacker © BR\Astrid Ackermann

Norbert Dausacker

Horn

Norbert Dausacker, geboren 1965 in Saarbrücken, absolvierte sein Studium zunächst bei Prof. Martin Oheim an der Musikhochschule Saarbrücken, später bei Prof. Erich Penzel an der Kölner Musikhochschule. 1986 wurde er Mitglied im Bundesjugendorchester und im Jugendsinfonieorchester der Europäischen Gemeinschaft. Ebenfalls seit 1986 ist er beim Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks engagiert. Norbert Dausacker konzertiert mit zahlreichen Kammermusikensembles, u.a. den Deutschen Bläsersolisten, dem Linos-Ensemble, den Bläsersolisten des Bayerischen Rundfunks und den Münchener Bläsersolisten. Seit 1993 ist er Mitglied im Bayreuther Festspielorchester.

Interview

Kuriose Orte, an denen Sie musiziert/geübt haben?
Als Musikstudent und auch später als Profimusiker, vor allem wenn man ein Blechblasinstrument spielt, gibt es kaum einen Ort, an dem man noch nicht geübt hat. Man versucht einfach nahezu überall ein paar Minuten zu finden, um in Form zu bleiben. Das kann dann dazu führen, dass auch öffentliche Toiletten (Flugzeug, Bahn, früher Musikhochschule, wegen fehlender Überräume), Autorücksitze und natürlich Orte in der Natur zum Üben genutzt oder missbraucht werden. Ich habe selbst auch schon in der (leeren) Hotelsauna geübt.

Mein letztes nettes Übe-Erlebnis war auf Mallorca, auf einer vermeintlich einsamen Klippe mit Blick aufs Meer: Ich musste dringend üben, um mich auf die nächste Probenwoche im BRSO vorzubereiten, hatte gerade angefangen, als wie aus dem Nichts schon die ersten Zuhörer auftauchten. Das Ganze endete in einem spontanen öffentlichen Konzert mit mindestens 30 Zuhörern, die auch noch eine Zugabe nach der anderen eingefordert haben. Ich war anschließend zwar völlig fertig, dafür aber die kommende Probenwoche in München in Topform…

Gibt es weitere Interessen/Leidenschaften neben der Musik?
Meine Familie und ich sind leidenschaftliche Segler und verbringen unsere Ferien zum großen Teil auf Schiffen oder beim Tauchen – nach meiner Pensionierung ist für uns eine Weltumsegelung fest eingeplant.

Welche drei Musikstücke würden Sie auf die berühmte Insel mitnehmen?
… Da kommt natürlich unweigerlich die Frage auf , mit welcher Musik und mit welchen Büchern man eine Atlantiküberquerung angeht. Ich plane da in Gedanken tatsächlich schon – gerade in Konzerten gibt es immer wieder Momente, die so unglaublich schön sind, dass man sie für die Ewigkeit festhalten will. Gott sei Dank wird bei uns, durch unser eigenes CD-Label, sehr viel aufgenommen. Ich kam aber noch nicht wirklich dazu, alles anzuhören – das werde ich dann sicher nachholen.

Auf keinen Fall fehlen darf in meinem Reisegepäck allerdings:
Mozarts Klavierkonzerte, die Sinfonien von Beethoven, Schubert, Schumann und Mendelssohn und die Opern von Richard Wagner. Ich spiele seit 20 Jahren in Bayreuth und kenne die meisten Opern nur aus dem Orchestergraben – diesen etwas verfälschten (aber genialen) Höreindruck möchte ich auch noch umfassend korrigieren. Gerade bei der Musik von Wagner gibt es für mich unheimliche Gänsehaut-Momente, die ich mit dieser Musik auch gerne auf hoher See hätte (Walkürenritt auf dem Atlantik bei Windstärke 8 und hohen Wellen hat bestimmt was).

Was war Ihre letzte musikalische Entdeckung?
Als letzte musikalische Entdeckung möchte ich gerne all denjenigen, die etwas Berührungsängste mit der Musik von Schostakowitch haben, die Suite für Varieté-Orchester empfehlen. Ein wirklich mitreißendes Werk, komponiert 1938 für das staatliche sowjetische Jazzorchester.

Was ist Ihr persönlicher Musikeralbtraum?
Den habe ich fast jeden Tag auf der A 96, wenn es sich staut. Es gibt als Musiker kaum einen schlimmeren Gedanken, als zu spät zum Konzert zu kommen, oder gerade noch rechtzeitig! Alle anderen Kollegen stehen schon im Frack und Abendkleid bereit zum Auftritt und man selbst kommt gerade in Jeans angehechelt. Ich träume immer davon, ist mir aber tatsächlich noch nie passiert.

Ein wirklich erlebter Alptraum war bei den Bayreuther Festspielen: In meinem ersten Jahr dort habe ich in der Premiere des »Fliegenden Holländers« im dreifachen Fortissimo in eine Generalpause reingehauen – der damalige Dirigent, Giuseppe Sinopoli, hat mich zwar mit den sarkastischen Worten, »ein schöner Hornton passt überall hin«, getröstet, trotzdem hab ich auch heute, 20 Jahre später, bei Orchestergeneralpausen noch leichte Schweißperlen auf der Stirn…