Wies de Boevé
Wies de Boevé wurde 1987 in Belgien geboren und begann sein Kontrabass-Studium an der Antwerpener Musikhochschule. 2007 zog er nach Zürich, wo er bei Duncan McTier an der Zürcher Hochschule der Künste studierte. Anschließend wurde er in die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker aufgenommen. Hier erhielt er Unterricht bei den Solo-Bassisten des Orchesters Janne Saksala und Esko Laine. Gleichzeitig absolvierte er das Solistendiplom bei Božo Paradžik in Luzern und schloss danach sein Studium bei Matthew McDonald an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin mit dem Konzertexamen ab.
Als Erster Preisträger von sechs Internationalen Musikwettbewerben, darunter der Deutsche Musikwettbewerb 2015, der 65. ARD-Musikwettbewerb 2016 und der Bottesini-Wettbewerb 2017, gilt Wies de Boevé heute als einer der erfolgreichsten jungen Kontrabassisten Europas. Gerne bringt er selten gespieltes solistisches Repertoire auf die Bühne. So spielte er Kontrabasskonzerte u. a. mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Münchener Kammerorchester und dem Luzerner Sinfonieorchester und begeisterte dabei Kritik und Publikum gleichermaßen. Seine erste CD mit Originalwerken des 19. und 20. Jahrhunderts für Kontrabass und Klavier erschien 2016 beim Label Genuin.
Als Orchestermusiker spielte Wies de Boevé u. a. bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich und der Staatskapelle Berlin, bevor er 2015 Stellvertretender Solo-Bassist im BR-Symphonieorchester wurde. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater München und an der Akademie des Symphonieorchesters, gibt Meisterkurse und coacht als Kontrabass-Dozent die Musiker des European Union Youth Orchestra.
Interview
Kuriose Orte, an denen Sie musiziert/geübt haben?
An den Hochschulen gibt es leider nur wenige Übezimmer. Um also überhaupt üben zu können muss man notfalls kreativ sein! Besonders wenn man Kontrabass spielt. So habe ich z.B. in den Toiletten, in Ballettsälen, draußen im Park der Hochschule, auf dem Gang und in Treppenhäusern gespielt. Alles Orte, die eine sehr unterschiedliche Akustik haben! Aber auch unterwegs kann man die Zeit sinnvoll zum Üben nutzen, z.B. im Zugabteil oder auf dem Schiff!
Wenn Sie nicht Ihr Instrument spielen würden, welches würden Sie dann wählen?
Ich habe bis zu meinem 17. Lebensjahr Geige gespielt, bin mir aber nicht sicher, ob ich sie jetzt wieder wählen würde! Ich denke, es hängt immer davon ab, in welchem Alter man so eine Frage gestellt bekommt.
Was ist Ihr persönlicher Musikeralbtraum?
Vor meinem ersten Solokonzert zusammen mit Orchester, in dem ich das zweite Konzert für Kontrabass von Bottesini spielte, bat ich meinen damaligen Lehrer um Tipps. Er gab mir einiges mit auf den Weg, unter anderem, dass ich vor dem Auftritt unbedingt kontrollieren sollte, ob die Fliege auch richtig geschlossen ist!
Während des Konzertes lief dann alles sehr gut, bis ich mich im langsamen Satz an die Worte meines Lehrers erinnerte. Plötzlich war ich mir sicher, dass meine Fliege offen ist. Leider gibt es in der Kantilene für den Solisten überhaupt keine Pause, sodass ich einfach versuchte, mich so gut ich nur konnte, hinter meinem Bass zu verstecken! Am Ende dieses Satzes, habe ich dann dezent nachgesehen und festgestellt, dass die Fliege gar nicht offen war! Ich konnte mit einem inneren Lächeln den dritten Satz beginnen.
Von Pult zu Pult
Wies de Boevé im Gespräch mit Ramón Ortega Quero. Das Interview fand im Rahmen der Sommertournee 2019 in Salzburg statt.
HEIMSPIEL AUF DER EUROPATOURNEE 2017
Zum ersten Mal spielte Wies de Boevé im November 2017 mit dem Orchester in seiner Heimatstadt Brüssel die 8. Symphonie von Bruckner – vor Freunden und Familie.