Lebensdaten des Komponisten
März 1681 in Magdeburg – 25. Juni 1767 in Hamburg
Entstehungszeit
Komponiert vor 1733 (Erstdruck) in Hamburg
Uraufführung
Unbekannt
Zu seinen Lebzeiten galt Georg Philipp Telemann als bedeutendster Komponist Deutschlands. Schon früh entdeckte der in Magdeburg geborene Sohn eines Pastors seine Leidenschaft für die Musik, erlernte eine erstaunliche Vielzahl an Streich- und Blasinstrumenten und eignete sich das Komponieren autodidaktisch an, indem er bewunderte Musik nach den Partituren studierte.
Während seines eher halbherzig begonnenen Jurastudiums in Leipzig gründete Telemann 1701 das Collegium musicum, ein Studentenorchester. Mit ihm führte er damals auch Opern auf, was den Bürgermeister der Stadt so beeindruckte, dass er den jungen Musiker zum »Director musices« und Organisten an der Neuen Kirche in Leipzig ernannte. Sein weit über die Stadtgrenzen reichender Ruf sorgte dafür, dass führende Höfe Telemann abzuwerben versuchten. Als Kapellmeister des Herzogs von Sachsen-Eisenach lernte er den in Weimar wirkenden Johann Sebastian Bach kennen und wurde Taufpate von dessen zweitem Sohn Carl Philipp Emanuel.
Im Jahr 1721 erfolgte der weiteste Sprung seiner Karriere: Telemann wurde als Kantor und Musikdirektor nach Hamburg verpflichtet. Dort betreute er die Kirchenmusik an den fünf Hauptkirchen, wirkte als Lehrer am Johanneum, leitete die berühmte Oper am Gänsemarkt und ein Collegium musicum. Das kurze Zeit später eintreffende Angebot, Leipziger Thomaskantor zu werden, schlug Telemann aus, nicht zuletzt, da die Hamburger sein Gehalt aufstockten und ihn so an der Elbe hielten, während die Leipziger enttäuscht auf die ›zweite Wahl‹ zurückgriffen: So kam Bach zum Zug.
In seinen Werken verband Telemann italienische, französische und deutsche Stile im Sinne des europäischen »vermischten Geschmacks«, der ein Ideal der Zeit war. Seine Tonsprache besitzt aber auch eine galante Lockerheit, nicht unähnlich der des in England wirkenden Georg Friedrich Händel, mit dem Telemann ebenfalls befreundet war. Die Sammlung Tafelmusik stellt die Quintessenz seiner Instrumentalmusik dar und erschien 1733 im Hamburger Eigenverlag unter dem französischen Titel Musique de table. Ihre drei Bände enthalten Orchester- und Kammermusik, die zu repräsentativen Diners wie der traditionellen Matthiae-Mahlzeit des Hamburger Rates gespielt werden konnte. In Zeiten, als sich das moderne Konzertwesen mit seiner Konzentration auf den ›reinen‹ Musikkonsum erst herausbildete, war diese Darbietungsform, bei der Musik mit leiblichen Genüssen kombiniert wurde, noch durchaus weit verbreitet.
Jeden der drei Bände der »Tafelmusik« eröffnet eine halbstündige Suite. Die letzte davon steht in B-Dur und offenbart eine besonders große Vielfalt an musikalischen Charakteren. So folgt der grazil-schwungvollen Ouvertüre im französischen Stil eine pastorale Bergerie und später das mit lustigen Fanfaren eine Kutschfahrt malende Stück Postillons. Ein weiterer Höhepunkt ist die spritzige Badinage, unter deren Namen man ein scherzhaftes Charakterstück verstand. Neben zwei Solo-Violinen konzertieren zwei agile Oboen in dieser ansonsten nur mit Streichern und Generalbass besetzen Suite. Telemanns Tafelmusik war auch in Frankreich erfolgreich und trug ihm eine Einladung nach Paris ein, das den deutschen Musiker gerne empfing.