Sir Simon Rattle
Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Bezwingendes Charisma, große Experimentierfreude und Begeisterungsfähigkeit sowie ein uneingeschränkter künstlerischer Ernst – all dies macht den gebürtigen Liverpooler zu einem der faszinierendsten Dirigenten unserer Zeit.
Seit der Saison 2023/2024 ist Sir Simon Rattle neuer Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Mit Schumanns Das Paradies und die Peri stand Sir Simon Rattle 2010 erstmals am Pult von BR-Chor und BRSO. Seitdem hat sich eine intensive Zusammenarbeit entwickelt, und seine Auftritte in München gerieten stets zu Glanzlichtern. 2021 festigten Simon Rattle und das BRSO ihre tiefe gegenseitige Zuneigung mit der Vertragsunterzeichnung Simon Rattles für die Position des Chefdirigenten ab der Saison 2023/2024. Damit übernahm der Brite mit deutschem Pass die Leitung jenes Orchesters, das er bereits seit Jugendtagen bewundert. Wie schon vor seinem Amtsantritt präsentiert sich Simon Rattle mit einem breiten Repertoire: von Rameau, Bach, Haydn und Mozart bis zur Moderne und Gegenwartsmusik, von den Klassikern der Symphonik bis zur konzertanten Oper.
Unter dem Label »hip – historically informed performance« wird er beim BRSO zudem das Spiel Alter Musik auf Originalinstrumenten etablieren. Ebenso widmet sich Simon Rattle mit großer Leidenschaft der Musikvermittlung. Anspruchsvolle Projekte mit der BRSO Akademie oder dem Bayerischen Landesjugendorchester zählen für ihn zur Chefsache.
Die steile Karriere von Simon Rattle begann beim City of Birmingham Symphony Orchestra. Zwischen 1980 und 1998 führte er es zu Weltruhm. Von 2002 bis 2018 war er Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, von 2017 bis 2023 Musikdirektor des London Symphony Orchestra, dem er als Conductor Emeritus weiter verbunden bleiben wird. Außerdem ist Simon Rattle »Principal Artist« des Orchestra of the Age of Enlightenment, Erster Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie und unterhält langjährige Beziehungen zu weiteren Spitzenorchestern, wie den Wiener Philharmonikern oder der Berliner Staatskapelle, und zu namhaften Opernhäusern, u. a. dem Royal Opera House in London, der Berliner Staatsoper, der New Yorker »Met« und dem Festival d’Aix-en-Provence. Eine neue Zusammenarbeit führte ihn erst kürzlich zum Mahler Chamber Orchestra.
Simon Rattle erhielt zahlreiche hohe Ehrungen. Unter den bisher mit dem BRSO veröffentlichten CDs wurden Mahlers Neunte Symphonie mit einem Diapason d’or und einem Gramophone Editor’s Choice sowie die Sechste Symphonie mit einem Gramophone Editor’s Choice und einem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
SCHOENHOLTZ – Der Orchester-Podcast
Zu Gast: Sir Simon Rattle
Lernen Sie den Chefdirigenten des BRSO besser kennen! Sir Simon Rattle ist zu Gast in unserem Orchester-Podcast. Im Gespräch mit Anne SCHOENHOLTZ verrät er, woher seine Liebe zum BRSO kommt, was ihn an München begeistert und welche Ideen und Visionen er in den nächsten Jahren verfolgen will.
Sir Simon Rattle dirigiert Gustav Mahlers Symphonie Nr. 9
Videos mit Sir Simon Rattle
Alle Konzertvideos und weitere Videoinhalte des BRSO mit Sir Simon Rattle finden Sie in unserer Mediathek.
Orchester-Memory
Spielt mit Sir Simon und lernt das Orchester kennen!
Mit dem BRSO-Orchester-Memory könnt ihr das BRSO und seine Instrumente noch besser kennenlernen. Zeigt auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen, wie gut ihr euch in der Welt der Orchesterinstrumente auskennt. Es gibt Spannendes zu entdecken und natürlich auch zu hören – zusammen mit Sir Simon!
Erste Begegnung mit dem Symphonieorchester vor 50 Jahren
Im Oktober 1970 erlebte der Teenager Simon in seiner Heimatstadt Liverpool Beethovens Neunte Symphonie, aufgeführt vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Rafael Kubelík, während einer England-Tournee des Orchesters:
Sir Simon:
»Dieses Konzert sollte mein Leben verändern. Mir war das BRSO schon vertraut, weil ich ein großer Kubelík-Fan war und einige Langspielplatten gekauft hatte. Aber dieser Auftritt des Orchesters in Liverpool hat einen so tiefen und bleibenden Eindruck auf mich gemacht – auf einen Teenager, der sich in den Kopf gesetzt hatte, Dirigent zu werden. Da war so eine starke Verbindung zwischen Dirigent und Musikern zu erleben: nicht nur strahlten sie pure Freude beim Spielen aus, es schien als würden hier alle gleichgesinnt und mit derselben Philosophie musizieren. Dieses Konzert wurde für mich zu einer Art Maßstab für etwas, das man als Musiker erreichen möchte.
Als ich im Jahr 2010, fast 40 Jahre später, selbst erstmals vor diesem Orchester stand und wir den von mir so geliebten Schumann spielten, habe ich genau diesen »Spirit« wieder gespürt – obwohl nur noch eine Handvoll Musiker von damals dabei waren. Kubelík hat einen Ton gesetzt, eine Atmosphäre geschaffen, in der unglaublich flexibel, kultiviert und liebevoll musiziert wird – und diese Qualitäten wurden von seinen großartigen Nachfolgern sogar noch verstärkt, ganz besonders von meinem Freund Mariss Jansons, der mir und uns allen so fehlt.
Wenn ich also meine Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit diesen großartigen Ensembles, dem Orchester und dem Chor, zum Ausdruck bringe, möchte ich das nicht tun, ohne meine Dankbarkeit und meinen Respekt allen Musikerinnen und Musikern gegenüber auszusprechen, die hier in der Vergangenheit waren und für so eine künstlerische Wärme und so eine Menschlichkeit gesorgt haben.
Die Menschen kommen und gehen, das Ethos aber bleibt.
Aufbauend auf den wunderbaren Momenten des gemeinsamen Musizierens in den letzten zehn Jahren werden wir gemeinsam ein breites Spektrum an fantastischer Musik erkunden und Programme über viele Genres hinweg gestalten – sowohl für unser Live-Publikum in den Sälen als auch für die Zuschauer und Zuhörer der Medienkanäle des Bayerischen Rundfunks. Zu unseren Ambitionen gehören die Entwicklung der Kreativität des Orchesters mit der historischen Aufführungspraxis sowie der Aufbau engerer Verbindungen mit der musica viva-Reihe in der Stadt. «
Gemeinsame Herausforderungen: Gesellschaftliche Teilhabe im neuen Konzerthaus
Neben der musikalischen Arbeit freuen sich Sir Simon Rattle und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf weitere gemeinsamen Herausforderungen. Ihr Ziel, möglichst vielen Menschen in Bayern den Zugang zu Musik zu ermöglichen – gerade dann, wenn Herkunft und soziales Umfeld Hindernisse darstellen – teilen sie mit dem Konzerthaus-Projekt des Freistaats im Münchner Werksviertel-Mitte. Bei dessen Planung steht neben einem akustisch erstklassigen Saal vor allem auch eine adäquate Infrastruktur für Musikvermittlung und Education-Projekte im Mittelpunkt – es liegt Sir Simon und dem BRSO viel daran, sie mit größtmöglicher Breitenwirkung nutzbar zu machen.
BRSO Flashmob unter Sir Simon Rattle
8. Juli 2022, Werksviertel-Mitte in München
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO), das Bayerische Landesjugendorchester (BLJO) und viele weitere Musikerinnen und Musikern aus ganz Bayern haben mit dem musikalischen Flashmob unter Sir Simon Rattle auf den großen Wunsch nach dem Neuen Konzerthaus an diesem Standort aufmerksam gemacht. Das Neue Konzerthaus kommt nach den aktuellen Plänen ins Herz des Werksviertel-Mitte direkt zu den Menschen und soll Heimat für viel mehr als nur klassische Konzerte sein. Ein Erlebnishaus, in dem Musikvermittlung auf höchstem Niveau mit viel Spaß und Freude stattfindet, in dem neue experimentelle Formate entwickelt werden, wo hochrangige Solisten und Spitzenensembles sowie international bedeutende Gastdirigenten auftreten und gerne wiederkommen; in dem die Hochschule für Musik und Theater neuartige Studiengänge anbieten kann und in dem dank der technischen Ausstattung Live-Übertragungen in Echtzeit und zukünftige, innovative Konzertformate jederzeit realisierbar sind – in dem aber auch Jugendorchester, Laienensembles, Volksmusikgruppen oder Jazz-Combos ihren Platz finden. Es soll das erste durch und durch digitalisierte Konzerthaus und damit ein herausragendes Vorzeigeobjekt für den Technik- und Kulturstandort Bayern sein.
Die Geschichte vom Dirigenten, der nicht erwachsen werden wollte.
Ein Essay von Frederik Hanssen über Sir Simon Rattle.