Lebensdaten des Komponisten
get. am 17. Dezember 1770 in Bonn – 26. März 1827 in Wien
Entstehungszeit
Irische Lieder: 1810 bis 1813
»O ihr Menschen die ihr mich für Feindseelig störisch oder Misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mir«, schreibt Beethoven im sogenannten Heiligenstädter Testament. Dieses Schriftstück aus dem Jahr 1802 ist Zeugnis der tiefen Krise, in die er durch seinen fortschreitenden Gehörverlust stürzte: »mit einem feurigen Lebhaften Temperamente gebohren selbst empfänglich für die Zerstreuungen der Gesellschaft, muste ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen«.
Von der Nachwelt wurde Beethoven zum Inbegriff des genialen Tonschöpfers stilisiert, den seine Taubheit an den Rand des Wahnsinns trieb, der aus der Krise jedoch neue Schaffenskraft zog. Das berühmte Gemälde von Joseph Karl Stieler, das ihn mit grimmigem Gesichtsausdruck und zerzausten Haaren beim Komponieren der Missa solemnis zeigt, ist Ausdruck jenes Geniekults, der sich im Nachklang des Sturm und Drang durch die Kunst und Literatur um 1800 zog. Beethoven selbst besaß jedoch genug Realitätssinn um zu wissen, dass er von seinem Genie allein nicht leben konnte. So nahm er 1809 einen gut bezahlten Auftrag des Verlegers George Thomson aus Edinburgh an, schottische, walisische und irische Volkslieder für Gesangsstimme und Klaviertrio zu bearbeiten. Es sei dies »eine Sache, die dem Künstler kein großes Vergnügen macht«, wie er seinen Auftraggeber wissen ließ, bei der aber »etwas Nützliches für den Handel« herauskomme.
Die Volksliedbearbeitungen waren bewusst für den hausmusikalischen Gebrauch bestellt worden, weshalb es Beethoven den Interpret*innen auch freistellt, die beiden Streicherstimmen wegzulassen und die Lieder nur vom Klavier begleiten zu lassen. Damit kam er Thomsons Bitte nach, »um sich dem Nationalgeschmack (der Einfachheit schätzt) anzugleichen, den Klavierpart absolut einfach, leicht zu entziffern und auszuführen zu machen und dass Sie der rechten Hand die Melodie oder etwas Ähnliches geben«. Und zwar aus folgendem Grund: »Eine derartige Klavierbegleitung ist für uns deshalb besonders nützlich, da wir nur selten über Geige und Cello verfügen […], und die Damen, die nicht singen, erfreuen sich gelegentlich daran, den Klavierpart ohne die Stimme zu spielen.« Zudem erhielt Beethoven von Thomson nur die Melodien zugesandt, jedoch keine Texte, sodass er sich ganz auf die Ausdruckskraft der Musik stützte, ohne inhaltliche poetische Grundlage. Erst im Nachhinein kombinierte Thomson die Stücke mit Versen, die zum Teil eigens für diesen Anlass neu verfasst worden waren. Diese Vorgehensweise irritierte Beethoven: »Ich verstehe nicht, weshalb Sie, ein Kenner, nicht begreifen, dass ich ganz andere Kompositionen hervorbringen könnte, hätte ich den Text zur Hand«.
Den Volkston der Vorlagen hat Beethoven beibehalten und seinen Bearbeitungen auch einen gewissen nationalen Charakter mit irischem Kolorit in der Begleitung gegeben, etwa im tänzerischen The Elfin Fairies oder im schlicht sanglichen O Soothe Me, My Lyre. On the Massacre of Glencoe hingegen schildert eine historische Begebenheit im Stil einer Volksballade.