Lebensdaten des Komponisten
27. Januar 1756 in Salzburg – 5. Dezember 1791 in Wien
Entstehungszeit
Vollendet am 25. Dezember 1777 in Mannheim, Uraufführung unbekannt
Eines von Mozarts charmantesten Werken ist sein Flötenquartett in D-Dur KV 285. Es gehört zu einem größeren Auftrag zur Komposition von Flötenwerken, den der Salzburger Komponist im Dezember 1777 auf einer Konzertreise in Mannheim erhielt. Vermittelt hatte ihn Johann Baptist Wendling, Flötist der dortigen Hofkapelle. Auftraggeber war der in Bonn geborene Ferdinand Dejean, ein echter Abenteurer des 18. Jahrhunderts. Als Schiffsarzt der Niederländischen Ostindien-Kompanie hatte er die Welt bereist, war bis nach Indonesien, Indien und Malaysiagekommen. Später ließ er sich in der niederländischen Universitätsstadt Leiden nieder und widmete sich der Wissenschaft. Der wohlhabende Mann reiste aber weiterhin durch Europa und arbeitete unter anderem als Militärarzt.
Mozart lernte Dejean damals auch persönlich kennen, denn dieser weilte ebenfalls in Mannheim. Er versprach dem Komponisten für »3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte« stolze 200 Gulden. So berichtete es Mozart am 10. Dezember 1777 seinem Vater Leopold. Ein lukratives Angebot, das er nicht ausschlagen konnte. Wer die Werke spielen sollte, ist allerdings ungeklärt. Wir wissen nicht, ob Dejean überhaupt ein so guter Flötist war, um die anspruchsvollen Werke selbst zu meistern. Vielleicht bestellte er sie auch für den mit ihm befreundeten Wendling, für den Mozart später noch weitere Flötenwerke schrieb.
Komponiert für ein ungeliebtes Instrument
Allerdings verlor Mozart bald die Lust, diesen umfangreichen Auftrag auf die Schnelle auszuführen. Seinem Vater schrieb er mürrisch: »Ich habe hier keine ruhige Stunde. Zu allen Zeiten ist man auch nicht aufgelegt zum Arbeiten. Hinschmieren könnte ich freylich den ganzen Tag fort; aber so eine Sach kommt in die Welt hinaus und da will ich halt, daß ich mich nicht schämen darf, wenn mein Name drauf steht. Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff [überdrüssig], wenn ich immer für ein Instrument (das ich nicht leiden kann) schreiben soll.« Mozarts Abneigung richtete sich gegen die alte Traversflöte, die noch nicht aus Metall, sondern aus Holz gefertigt war und viel leiser klang. Vielleicht wäre sein Urteil anders ausgefallen, hätte er die im 19. Jahrhundert entwickelte moderne Querflöte gekannt. Doch damals verschleppte er den Auftrag und händigte am 15. Februar 1778 lediglich zwei Konzerte (KV 313 und 314) sowie zwei oder drei Quartette an Dejean aus. Dieser betrachtete seinen Auftrag als nicht vollständig erfüllt und zahlte dem Komponisten lediglich 96 Gulden von den versprochenen 200.
Das D-Dur-Quartett KV 285 ist das zuerst fertiggestellte Werk aus dem »Dejean-Paket«. Mozart vollendete es bereits am 25. Dezember 1777, und die anfängliche Begeisterung für die neue Aufgabe hört man diesem Stück fraglos an. Die Flöte steht im Vordergrund und darf sich virtuos und melodisch reich entfalten. Dennoch gestalten auch die drei Streicher die Musik lebendig mit. Ein Kleinod ist der zweite Satz (Adagio). Darin singt die »seufzende« Flöte in mollgetränkter Wehmut zu gezupften Streichern – die fast wie eine begleitende Laute klingen. Im finalen Rondeau darf das Blasinstrument dann mit sprudelndem Elan und kecken Spielfiguren auftrumpfen.